
Von der reinen Linkliste zum Dialogpartner: Google rollt seinen langerwarteten KI-Modus in Europa aus und verschärft damit den Wettbewerb mit OpenAIs ChatGPT, während Verlage um ihre Sichtbarkeit kämpfen.
Google hat in der Nacht auf Mittwoch mit der schrittweisen Freischaltung des sogenannten KI-Modus („AI Mode“) für Nutzer in der Europäischen Union begonnen.
Europa ist damit die letzte große Weltregion, die Zugriff auf die neuen, tief integrierten KI-Funktionen der Google-Suche erhält. Das vollständige Ausrollen der Funktion soll – laut Google – bis zum Ende der Woche abgeschlossen sein.
Die Einführung ist ein strategisch wichtiger Schritt für den Technologiekonzern, um sich im wachsenden Konkurrenzkampf mit dialogorientierten KI-Sprachprogrammen wie ChatGPT von Open AI zu behaupten. Weltweit nutzen laut Unternehmensangaben bereits zwei Milliarden Anwender den integrierten KI-Chatbot.

Verspätete Einführung in Europa
Die Europäische Union war bisher von der Bereitstellung des bereits im vergangenen Frühjahr veröffentlichten und schrittweise in mehr als 200 Ländern verfügbaren KI-Modus ausgenommen. Technologieunternehmen wie Google und Apple nennen regelmäßig die strenge digitale Gesetzgebung des europäischen Wirtschaftsraums als Grund für die verzögerte Veröffentlichung von KI-Funktionen. Zuvor mussten Fragen bezüglich Datenspeicherung, Datenverarbeitung, Wettbewerbsregeln und der Transparenz von KI-Inhalten geklärt werden.
Mit dem aktuellen Update wird der KI-Modus nun in 40 weiteren Ländern und 36 Sprachen hinzugefügt. Die Neuentwicklung und Freischaltung bedeutet nun auch für Europa eine tiefgreifende Wandlung und eine Abkehr von der klassischen Suchmaschine mit der reinen Trefferliste.
Vom Schlüsselwort zum Gesprächsfaden
Der neue KI-Modus, der auf Googles hauseigenem KI-Sprachmodell Gemini basiert, ermöglicht die Verarbeitung komplexer Suchanfragen. Nutzer können ihre Anfragen präzisieren und Gesprächsfäden mit der KI verfolgen, ähnlich wie es bereits bei KI-Sprachprogrammen wie ChatGPT möglich ist. Dies geht nun deutlich über die sogenannte „KI-Übersicht“ hinaus, die bereits als zusammenfassende Antwort an der Spitze vieler Ergebnislisten erscheint.
Produktmanagerin Hema Budaraju betont, dass die Suchanfragen an Google zunehmend komplexer werden, da Nutzer weniger nach einzelnen Stichworten suchen. Stattdessen werden offene Anfragen gestellt, etwa die Bitte um „Vorschläge für zusammenpassende Weihnachtsgeschenke“.
Zu den erweiterten Funktionen zählen:
- Multimodale Eingabe: Der KI-Modus kann durch Spracheingaben gesteuert und mit Bildern und Dateien gefüttert werden.
- Strukturierte Daten: Nutzer können sich strukturierte Daten oder Pläne ausgeben lassen. Ein Beispiel sei hier etwa eine tabellarische Zusammenfassung verschiedener Zubereitungsmethoden von Kaffee.
- Praxisbeispiele: Es ist möglich, die Speisekarte eines koreanischen Restaurants hochzuladen und anschließend zu erfragen, welche der aufgeführten Gerichte vegan sind, oder per Smartphone-Mikrofon eine Frage in natürlicher Sprache zu stellen.
- Agentic Mode: In diesem Modus kann Google sogar Aufgaben übernehmen, wie etwa die Ausführung von Online-Bestellungen.
Der Wettbewerb der Chatbots
Obwohl Google laut dem Datenanbieter Statcounter mit rund 90 Prozent weiterhin den Markt für Online-Suchmaschinen dominiert, sieht sich der Konzern durch dialogorientierte Chatbots wie ChatGPT bedroht. Im spezifischen Markt der dialogischen KI-Anwendungen kommt das Programm von Open AI auf einen Anteil von rund 81 Prozent, während Googles Modell Gemini aktuell etwa drei Prozent auf sich vereint. Mit der tiefen Integration des KI-Modus in die Suche reagiert Google auf diese Marktentwicklung.

Kritik von Verlegern und das Monetarisierungsproblem
Die Neuerung ist jedoch umstritten und sorgt für Kritik bei Website-Betreibern und Verlagen. Der Grund: Der KI-Modus präsentiert alle relevanten Informationen direkt auf Googles eigener Website, was dazu führen kann, dass weniger Besucher die Angebote Dritter aufsuchen. Zwar führt die Suchmaschine Links auf Webseiten auf, von denen die Informationen bezogen wurden, doch die primäre Antwort wird von der KI generiert.
Verleger in den USA und Großbritannien haben bereits Klage gegen Google eingereicht, und auch deutsche Verleger äußerten sich kritisch. Google kontert die Vorwürfe und betont, die Zahlen über teils beträchtliche Nutzerrückgänge zeigten nicht das vollständige Bild. Der Konzern behauptet sogar, die KI-Suche sorge angeblich für mehr Klicks auf Websites von Dritten, lässt jedoch offen, wie genau der wichtige Nutzerstrom auf die Seiten der Anbieter verteilt wird.
In der Vergangenheit stolperte Google bereits mit seinen KI-Anstrengungen: Die KI-Übersichten wiesen beim Start 2024 teilweise gravierende Fehler auf, wie die satirisch gemeinte Empfehlung, täglich Steine zu essen. Solche Patzer gab es mit dem neuen KI-Modus bisher nicht.
Werbung vorerst nur in den USA
Ein zentrales Element des Geschäftsmodells wird in der EU zunächst ausgespart: Werbung gibt es im KI-Modus in der Europäischen Union nicht. Diese wird vorerst nur in den Vereinigten Staaten erprobt, erklärte Dan Taylor, der global Verantwortliche für das Werbegeschäft von Google.
Taylor ermutigte Werbetreibende und Händler jedoch bereits jetzt, ihre Warenbeschreibungen, Metadaten, Bilder und Texte möglichst KI-freundlich zu gestalten. Dies sei entscheidend, damit ihre Produkte in den künftig KI-generierten Antworten der Suchmaschine auftauchen.
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Über den Autor:
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